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Mein Vater

war ein  schwieriger Mensch. Er hat vieles falsch gemacht, mindestens aus meiner Sicht als Tochter.

Was habe ich versucht, unsere Familie zu retten!

Als Erwachsene wollte ich dann nichts mehr von ihm wissen. Ich war überfordert und allein mit meinem Schmerz.

20 Jahre später fragte meine Tochter nach ihrem Großvater. Ich wusste, dass jetzt der Moment gekommen war, mich meinem Schmerz zu stellen. Das war ich ihr schuldig.

Bei unserem ersten Treffen nahm ich all meinen Mut zusammen und konfrontierte ihn mit meinen Vorwürfen. Früher riskierte man immer einen Jähzornanfall. Er war unberechenbar. Das hatte zur Folge, dass in seinem Beisein kaum gesprochen wurde.

Doch dieses Mal war seine Reaktion eine ganz andere.

Er antwortete: „Es tut mir leid. Ich konnte es nicht besser.“

Und das war die Wahrheit. Das war mir sofort klar. Er konnte es tatsächlich nicht besser. Er hatte es auch nicht besser erfahren.

Es reicht meist nicht, es besser machen zu wollen. Auch wenn wir bestrebt sind, die vererbten Fehler zu vermeiden, bezieht sich unser System doch immer auf sie und in dieser Unfreiheit begehen wir neue.

Es kann erst wirklich gelingen, wenn die seit Generationen vererbte Kette von Schmerz und Leid erlöst wird.

Im Energetischen Familienstellen geht es zum einen darum, diese Verstrickungen aufzudecken und zum anderen, die Würde wiederherzustellen, sowohl die des Vaters als auch die der Klientin.

Im Jähzorn werden meist die Grenzen der anderen verletzt, im Besonderen bei Kindern, die sich nicht dagegen schützen können. Ihre eigene Würde stellt die Klientin wieder her, indem sie ihren Emotionen Raum gibt, sie wahrnimmt, benennt und als wahr und berechtigt anerkennt. Dem Vater gibt sie sie zurück, indem sie die Identifikation seines Wesens von seinen Taten löst. Er hat was Schlechtes getan, aber er ist nicht schlecht. Auch er selber war Opfer von Grenzverletzungen. Es war ihm lange nicht möglich, es besser zu machen. Wenn er erkennt, dass es ihm wahrhaftig leid tut, wird Heilung auf beiden Seiten nicht mehr so schwer fallen. Es können neue Erfahrungen gemacht werden.

Handelt es sich um sehr schwerwiegende Vergehen, ist es für das Opfer manchmal unmöglich, diese Schritte zu vollziehen. Dann kann es hilfreich sein, sich auf die Meta-Ebene zu begeben und das Ganze von oben zu betrachten:

Unsere Seelen haben sich vor der Inkarnation verabredet, welche Erfahrungen und Aufgaben sie einander bescheren werden, von den erhabensten bis zu den abgrundtiefen. Alles will irgendwann mal erfahren werden. Die geistige Welt verurteilt niemanden, der sich dazu entschlossen hat, eine aus unserer Sicht verwerfliche Erfahrung zu machen. Sie liebt alle gleichermassen, auch Mörder, Tyrannen, eiskalte Technokraten etc.

Unsere Aufgabe ist es, die niederen Frequenzen, welche wir uns sowohl als Täter als auch als Opfer dabei aufgeladen haben, zu integrieren und wieder zu erlösen. Wir stehen damit nicht alleine da. Es wird uns aus der geistigen Welt viel Hilfe zuteil, so wir es denn zulassen. Das liegt in unserem freien Willen. Erstmal können wir an sie abgeben, was uns überfordert. Unglaubliche Erleichterung bringt folgender Satz ins System: „In meinem Menschsein fällt es mir schwer, den Täter nicht zu verurteilen/zu hassen… Doch meine Seele weiss, dass auch er von der reinen Quelle/Gott geliebt wird.“

Und leise und unbemerkt vollzieht sich allmählich ein Wandel dahingehend, dass uns die Dinge immer besser und leichter gelingen. Dazu braucht man nämlich die Kraft des Vaters, die jetzt fliessen kann.

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